Helfen ohne Abmahnung: Wie geht rechtssicheres Internet für Geflüchtete?

Selbst vielen Deutschen ist dieses juristische Phänomen nicht bekannt:
Als Inhaber eines Internetanschlusses kann man für Rechtsverletzungen abgemahnt werden, die man nicht begangen hat. Dies ist die so genannte „Störerhaftung„.

Sowas kann passieren, wenn der Besuch beim DVD-Abend mal schnell den gewünschten Film „beschafft“. Oder wenn man Internet für Geflüchtete bereitstellt.

In vielen Ländern, aus denen Menschen zu uns kommen, gibt es kein Urheberrecht das durchgesetzt wird wie bei uns. Und erst Recht kein Konstrukt wie die Störerhaftung.

Dies führt wie heise.de berichtet momentan anscheinend zu einer Abmahnwelle.

Um Dritte den eigenen Anschluss ohne Angst vor hohen Kosten mitnutzen zu lassen gibt es nur eine Lösung: Der Internetverkehr darf nicht über den eigenen Anschluss ins Netz kommen. Dafür gibt es „virtuelle Tunnel“. Über diese Tunnel wird der Datenverkehr zu einem Server umgeleitet und gelangt erst dann ins allgemeine Netz, so dass der eigene Anschluss nicht nach außen in Erscheinung tritt.

Dieser Server kann sich dann in einem Land befinden, dass weniger strenge Regeln hat – oder er wird von einem Provider betrieben. Diese können nämlich nicht für Inhalte die ihre Benutzer übertragen abgemahnt werden.

Dafür gibt es verschiedene Anbieter mit verschiedenen Bezahlmodellen. Und es gibt Freifunk.

Freifunk ist eigentlich kein Anbieter von „Hotspots“. Freifunk ist eine durch Ehrenamt und Spenden getragene Initiative, die ein Netz in Bürgerhand aufbauen möchte. Natürlich nützt so ein Netz wenig, wenn es nicht an das Internet angebunden ist. Daher wird Netzwerkverkehr im Freifunk-Netz, der ins Internet soll, über die Anschlüsse von Freifunk-Vereinen geleitet. Diese sind als Provider registriert und haften somit nicht für eventuelle Rechtsverletzungen.
Daraus ergibt sich ein netter Nebeneffekt: Man braucht nur einen für die freie Freifunksoftware geeigneten Router (ab ~15 € erhältlich), und schon kann man seinen Internetanschluss ohne Probleme teilen. Und den Freifunkern ist die Nutzung dieses „Nebeneffekts“ auch noch sehr willkommen!

Freifunk hat also viele Vorteile gegenüber allen anderen Modellen:

  • Die Störerhaftung kann einem nichts anhaben
  • Es ist, bis auf die einmlaigen Kosten für den benötigten Router, kostenlos – Spenden für den Betrieb des Netzes sind natürlich erwünscht
  • Der Router gehört einem selbst und man kann ihn nach Freifunk auch wieder normal weiterverwenden
  • Durch den Zugriff auf das Freifunk-Netz kann man die dort angebotenen Dienste nutzen
  • Das eigene Heimnetzwerk oder WLAN bleibt davon völlig unbeeinflusst
  • Der Aufbau eines freien Bürgernetzes wird unterstützt
  • Steht in der Nähe ebenfalls Freifunk zur Verfügung, kann man beim Ausfall der eigenen Leitung darüber ins Internet
  • Man wird Teil einer großen Community, die bei Fragen oder Problemen unterstützt

Geflüchtete brauchen Internet um mit der Heimat zu kommunizieren, Deutsch zu lernen, oder die lange Wartezeit auf Asyl und Arbeit sonstwie sinnvoll zu füllen. Wie ihr eben auch 😉

Also: Unterstützt Geflüchtete wo es geht und stellt ihnen Internet zur Verfügung – aber nicht zu euren Lasten.
Informiert euch über Freifunk, kontaktiert die Community in eurer Nähe und stellt einen Knoten auf!

Und falls ihr euch jetzt fragt, was wir mit Freifunk zu tun haben:
Wir nutzen Freifunk im Rahmen unseres Projektes „Heimatfunk“ um Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis Pfaffenhofen ans Netz zu bringen.
Wenn ihr dabei Hilfe braucht: Sprecht uns an!

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